Mit und ohne Trainer
Trainieren, üben oder ballern
Traditionelles Bogenschießen mit Langbogen oder Recurve verlangt sowohl körperliche Fähigkeiten als auch geistige Disziplin. Viele von uns betreiben diesen Sport aus Leidenschaft, ohne professionelles Training in Anspruch zu nehmen. Dennoch gibt es Wege, um systematisch an den eigenen Fähigkeiten zu arbeiten und gezielt Schwächen zu überwinden.
Training
Systematik: Training ist ein systematischer Prozess, der strukturiert und geplant durchgeführt wird. Es folgt einem bestimmten Plan oder Programm, das auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert und die verschiedenen Aspekte der sportlichen Leistung (z. B. Kraft, Ausdauer, Technik) integriert.
Regelmäßigkeit: Um die gewünschten sportlichen Fortschritte zu erzielen, ist eine regelmäßige Durchführung des Trainings entscheidend. Sie hilft auch dabei, die Technik zu festigen und die physischen und mentalen Fähigkeiten zu stabilisieren.
Nachhaltigkeit: Dies bedeutet, dass das Training so gesteuert wird, dass es nicht nur kurzfristige Erfolge bringt, sondern auch die langfristige Leistungsfähigkeit fördert.
Üben
Ist ein Punkt nicht gegeben, spricht man von Üben. Dabei wird im Idealfall an seinen Schwächen gearbeitet.
Ballern
Wer beides nicht macht und eher nur planlos schießt, wird weniger Fortschritte machen. Das könnte man dann Ballern nennen. Damit hämmert man sich die Fehler förmlich ins Gehirn.
Der durchschnittliche Bogenschütze wird in der Regel eher die beiden letzteren Varianten wählen: Üben oder Ballern. Gehen wir aber davon aus, dass jemand wirklich vorhat, besser zu werden, dann wird er mehr oder weniger regelmäßig üben. Auch hier sollte man gezielt an die Sache herangehen. Die folgenden Ausführungen kommen zwar aus der Trainingslehre, können aber auch auf das Üben angewendet werden.
Üben
Angeleitetes Üben: Die Vorteile von Expertenfeedback
Angeleitetes Üben bietet die Möglichkeit, unter der Anleitung eines erfahrenen Coaches gezielt an den eigenen Schwächen zu arbeiten. Diese Form hat den Vorteil, dass Fehler direkt erkannt und korrigiert werden können. Coaches können direktes Feedback geben und spezifische Techniken vermitteln, die schwer eigenständig zu erlernen sind. Forschungsergebnisse zeigen, dass angeleitetes Training besonders effektiv ist, wenn es darum geht, die Grundlagen der Technik zu erlernen oder spezifische, fortgeschrittene Fertigkeiten zu entwickeln.
Selbstgesteuertes Üben: Autonomie und langfristiges Lernen
Selbstgesteuertes Üben ist ebenfalls von großer Bedeutung, insbesondere wenn ein Coach nur selten verfügbar ist. Diese Methode erlaubt es, das Gelernte im eigenen Tempo zu üben und zu vertiefen. Studien haben gezeigt, dass selbstgesteuertes Training die Fähigkeit fördert, motorische Fähigkeiten langfristig zu behalten, da die Schützen ihre eigenen Entscheidungen treffen und Probleme selbstständig lösen müssen.
Dies fördert nicht nur das technische Können, sondern auch die Selbstwirksamkeit, also das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Nur wer selbst übt, wird wirklich Fortschritte machen können.
Die Kombination beider Ansätze
Die effektivste Herangehensweise ist oft eine Kombination aus angeleitetem und selbstgesteuertem Training. Ein Modell, das in der Sportwissenschaft häufig diskutiert wird, besteht darin, regelmäßige, aber nicht häufige Coachingeinheiten einzubauen, die durch selbstgesteuertes Training ergänzt werden.
Voraussetzung ist, dass der Coach tatsächlich die notwendige Kompetenz hat. Ein guter Schütze kann das unter Umständen gar nicht leisten. In einer Coachingeinheit sollten nämlich spezifische Schwächen identifiziert und gezielte Übungen vorgeschlagen werden. Diese können dann im selbstständigen Training vertieft werden.
Praktische Tipps
Strukturiertes Vorgehen: Die Zeit mit einem Coach sollte gezielt genutzt werden, um spezifische Techniken zu erlernen und einen Übungsplan zu erstellen, der anschließend eigenständig umgesetzt werden kann. Dies ermöglicht es, die begrenzte Zeit mit professioneller Anleitung optimal auszuschöpfen und das Gelernte im selbstständigen Üben zu vertiefen.
Selbstbeobachtung: Das ist ein wichtiger Bestandteil des selbstgesteuerten Übens. Videoaufnahmen mit einem Handy oder Tablet können verwendet werden, um die Technik eigenständig zu analysieren und kontinuierlich zu verbessern. Wer die nötige Zeit, den Willen und die Ausrüstung hat, kann auch noch weitergehen. Man kann mit Analysesoftware seine Schüsse analysieren oder sich mit einem Beamer in Echtzeit beim Schießen beobachten.
Üben mit Partnern: Externe Feedbacksysteme oder Trainingspartner sollten in das Üben integriert werden, um eine kontinuierliche Verbesserung sicherzustellen. Regelmäßiges Feedback von außen kann dazu beitragen, Fortschritte zu überwachen und Anpassungen vorzunehmen, die zur weiteren Optimierung der Technik führen.
Dabei muss zum einen der Schütze selbst seine eigene Technik, am besten mit einem Coach, erarbeitet haben und kennen. Zum anderen muss der jeweilige Partner diese auch kennen. Das kann so funktionieren, dass man dem Partner sagt: „Schau bitte, ob die Hand nach dem Lösen auf der Mitte der Wange steht„, oder „Schau bitte, ob die Pfeilspitze vor dem Lösen steht oder leicht zurückgeht.„ Die Antwort ist dann sehr einfach.
Kreativität und Variabilität: Im selbstständigen Üben sollte auch Raum für Kreativität und Variabilität geschaffen werden. Das Experimentieren mit verschiedenen Distanzen, Winkeln und Zieltechniken hilft dabei.
Dabei kann man auch bewusst Fehler riskieren. Das hilft unter anderem festzustellen, wo der Fehler genau war. So könnte es sein, dass man auf 45 Meter zu tief trifft und sich fragt, ob es ein Schussfehler (zu wenig Auszug) oder ein Zielfehler (falscher Abschusswinkel) war. Ist man sich nicht sicher, kann man ohne weiteres noch einmal genauso schießen, um herauszufinden, was nun der Fehler war. Man riskiert dabei also einen weiteren Fehlschuss, gewinnt aber gleichzeitig die Erkenntnis, wo die Fehlerquellen liegen können.
Fazit
Auch ohne ständige Anleitung kann gezielt an den eigenen Fähigkeiten gearbeitet werden und Schwächen können überwunden werden. Eine durchdachte Kombination aus angeleitetem und selbstgesteuertem Üben, ergänzt durch regelmäßige Überprüfung und Anpassung, kann dazu beitragen, die Technik kontinuierlich zu verbessern. Mit diesen Ansätzen lässt sich nicht nur das Können steigern, sondern auch die Freude an diesem faszinierenden Sport vertiefen.
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