Entfernung schätzen

Gefühlsmäßige Einschätzung

Wie schätzt man einfach Entfernungen im Gelände?
Im Gelände kann unser Unterbewusstsein bereits aufgrund der Gegebenheiten ein erstes Gefühl für die Entfernung entwickeln. Orientierung bietet dabei die relative Größe bekannter Objekte wie 3-D-Tiere oder Bäume. Das gefühlsmäßige Einschätzen von Entfernungen ist besonders für instinktive Schützen wichtig. Hierbei genügt oft eine grobe Kategorisierung:
- sehr nahe (bis 10 m)
- nahe (bis 20 m)
- mittlere Entfernung (bis 30 m)
- weit (bis 40 m)
- sehr weit (bis 55 m)

Wer jedoch eine präzise Einschätzung benötigt – sei es aufgrund der gewählten Zieltechnik oder des eigenen Anspruchs – sollte die genaue Entfernung kennen. Hierfür gibt es verschiedene Methoden, die dabei helfen, exakte Werte zu ermitteln.

Fünf-Meter-Methode

Eine einfache Möglichkeit zur Entfernungsabschätzung besteht darin, die Distanz in Abschnitte von fünf Metern zu unterteilen. Die Gesamtlänge ergibt sich aus der Summe der Teilstrecken.
Um Fehler zu vermeiden, kann man die Strecke sowohl in Richtung Ziel als auch zurück zum eigenen Standpunkt unterteilen. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass man eine Fünf-Meter-Distanz unabhängig von der Geländebeschaffenheit sehr präzise einschätzen kann – und das erfordert intensives Training.

Ersatzstrecke

Ersatzstrecke:
Ersatzstrecke: Ist die Strecke nicht einsehbar, kann man eine gleich lange Ersatzstrecke wählen.

Oft verhindert die Geländebeschaffenheit, dass die gesamte Strecke bis zum Ziel sichtbar ist – etwa durch Hügel oder Gräben. In solchen Fällen greift man auf die sogenannte Ersatzstrecke zurück. Dabei sucht man sich eine andere, einsehbare Strecke, die der tatsächlichen Entfernung zum Ziel entspricht. Durch das Ziehen eines gedachten Kreisbogens lässt sich die neue Strecke leichter überblicken und einschätzen.

Halbierungs-Methode

Bei dieser Methode nimmt man zunächst den Abschusspunkt ein und richtet den Blick auf das Ziel (Bild 1).
Anschließend bewegt man sich etwa einen Meter nach rechts und betrachtet die gedachte Linie rund einen Meter links vom Ziel. Hierbei merkt man sich auffällige Punkte am Boden wie Steine oder Grasbüschel, die in etwa der Mitte der Strecke liegen (Bild 2).
Danach tritt man etwa einen Meter nach links und betrachtet die Linie rund einen Meter rechts vom Ziel, wobei man sich erneut markante Punkte merkt. Dort, wo sich die gedachten Linien schneiden, befindet sich die Mitte der Gesamtstrecke (Bild 3).
Hat man die halbe Strecke ermittelt, lässt sich diese mithilfe der Fünf-Meter-Methode weiter unterteilen und schätzen (Bild 4).
Bei sehr großen Entfernungen kann es jedoch schwierig sein, die gesamte Strecke direkt mit der Fünf-Meter-Methode zu erfassen. In diesem Fall teilt man die Gesamtstrecke zunächst in zwei Hälften und diese Hälften wiederum in jeweils zwei gleich große Abschnitte. So entstehen vier gleich lange Teilstrecken, von denen man nur noch eine mithilfe der Fünf-Meter-Methode schätzen muss (Bild 5).

Daumensprung-Methode

Der Daumensprung basiert auf dem Verhältnis zwischen dem Augenabstand und der Distanz von den Augen bis zum ausgestreckten Daumen. Üblicherweise beträgt der Augenabstand etwa ein Zehntel der Strecke zwischen Auge und Daumen. Dieses Verhältnis macht sich der Schütze zunutze, um die Entfernung zum Ziel zu schätzen:
Man richtet den ausgestreckten Arm und Daumen auf das Ziel. Dabei sollte man eine der beiden Daumenseiten als Referenzseite annehmen. Nun schließt man das linke Auge und hält die linke Seite des Daumens an die linke Seite des Ziels.
Schließt man nun das rechte Auge und öffnet das linke, macht der Daumen einen Sprung nach rechts. Dieser Querabstand oder Daumenversatz entspricht nunmehr rund einem 1/10 des Längsabstandes, entsprechend dem Verhältnis zwischen Augenabstand und Abstand Augen – Daumenabstand.
Man muss nun den Abstand zwischen dem Daumenversatz schätzen und erhält mit einem Faktor multipliziert die Entfernung.
Der Faktor ergibt sich mit Hilfe des Strahlensatzes aus dem Abstand Auge – Daumen geteilt durch den Augenabstand. Jeder Schütze sollte sich diesen Faktor selbst ausmessen und berechnen.
Ist der Augenabstand z.B. 7 cm, der Abstand zwischen Auge und Daumen 60 cm, so ergibt sich folgender Faktor:
60 : 7 = 8,5
Brillenträger haben es aufgrund ihrer Dioptrien natürlich etwas schwieriger und sollten hier ausprobieren. Mit ein wenig Übung erhält man so eine relativ genaue Entfernungsmessung.
Zur Berechnung verwendet man folgende Formel:
Tierbreite x Anzahl x Faktor = Entfernung
Ob man nun alle 3-D-Ziele kennen muss, ist eine andere Frage. Wer sich beispielsweise hier nur auf weite Ziele und damit auf große 3-D-Tiere (Target-Gruppe 1) konzentriert, wird unter Umständen damit Erfolg haben. Es gibt nämlich von dieser Gruppe am wenigsten.

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