Die ideale Schusstechnik
Über den Begriff Schusstechnik geistern viele verschiedene Meinungen und Theorien herum. Braucht man das überhaupt? Kann denn nicht jeder so schießen, wie es ihm am meisten behagt oder wie er es zufällig gelernt hat? Gibt es überhaupt eine oder DIE Schusstechnik im Bogensport? Und wenn ja, wie sieht die richtige Technik aus?
Im Sport wird Technik als die spezifische Art und Weise definiert, wie eine Bewegung oder Handlung ausgeführt wird, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Sie umfasst die optimale Nutzung von Körperbewegungen und Kräften unter Berücksichtigung der physischen und biomechanischen Gegebenheiten. Die Technik ist ein zentraler Bestandteil des sportlichen Könnens und unterscheidet sich je nach Sportart. Was heißt nun Technik in Zusammenhang mit Bogenschießen? Technik, so wie wir diesen Begriff hier verwenden, bezeichnet die Idealform des Schussablaufs.
Merkmale der Technik im Bogensport
Präzision: Exakte Bewegungsabläufe sind notwendig, um die Anforderungen zu erfüllen.
Wiederholbarkeit: Eine gute Schusstechnik erlaubt es, eine Bewegung konsistent und verlässlich zu reproduzieren.
Anpassungsfähigkeit: Die Technik muss flexibel genug sein, um auf wechselnde Bedingungen (z. B. unterschiedliche Geländegegebenheiten) reagieren zu können.
Erlernbarkeit: Die Technik muss trainierbar sein und auf motorischen Fähigkeiten basieren, die durch gezielte Übung verbessert werden können.
Wozu Technik?
Eine gute Technik bringt eine Menge Vorteile:
Der benötigte Kraftaufwand ist gering, es werden keine unnötigen Muskeln verwendet.
Der Ablauf ist leicht und exakt zu wiederholen.
Fehler haben verhältnismäßig geringe Auswirkungen.
Als Ergebnis erhält man eine gute Trefferlage und damit eine hohe Trefferquote.
Wozu Techniktraining?
Noch gibt es keine Haltungsnoten. Häufig hört man den Einwand, dass Schützen mit einer offensichtlich schlechten Technik sehr gute Ergebnisse erzielen. Oft sind es Turniersieger oder sogar Welt- und Europameister. Dabei ist zu bedenken, dass selbstverständlich die Schusstechnik nur ein Bestandteil des Erfolges ist. Der Trainingsaufwand und nicht zuletzt die Begabung spielen eine große Rolle und können teilweise eine schlechte Technik ausgleichen. Spitzenergebnisse auf internationalem Niveau sind aber nur beim Zusammenspiel aller drei Faktoren möglich.
Auch bei internationalen Großereignissen, wie zum Beispiel bei Welt- und Europameisterschaften der WA oder IFAA kann man feststellen, dass das, was die Schützen da tun, nicht gerade dem Idealbild entspricht. Im Internet kann man das teils sehr plastisch sehen.
Hier sind zwei Dinge zu bedenken: Erstens beeinflusst vieles, was spektakulär aussieht, in Wirklichkeit den Schuss gar nicht, und zweitens beobachtet man in der Regel nur die Finalrunden. Da zählen nur noch die Punkte, und der Körper ist imstande, kleine Fehler im Schussablauf automatisch zu korrigieren, wenn man ihm dazu freien Lauf lässt. Was da nach einem fallen gelassenen Bogenarm aussieht, wirkt sich oft gar nicht mehr auf den Schuss aus, weil der Pfeil schon längst weg ist. Ähnliches gilt auch für ein schlechtes Release. Nach dem Wettbewerb sieht man aber die gleichen Schützen wieder intensiv Technik trainieren, und da sind die Fehler dann nicht mehr vorhanden.
Wenn beispielsweise ein Weltklasse-Skifahrer ein Tor auf dem Innenski nimmt, weil der Außenski gerade mal wieder nicht verfügbar ist, nimmt man ja auch nicht an, dass das die Technik ist, die er üblicherweise trainiert.

Was heißt Idealtechnik?
In jeder Sportart gibt es zu einem bestimmten Zeitpunkt so etwas wie eine ideale Technik – im Bogenschießen ist es die Schusstechnik. Dabei kann sich diese Idealtechnik im Laufe der Zeit durchaus verändern. Neue Materialtechniken, aber auch neue Erkenntnisse in der Bewegungstechnik bewirken das.
Die ideale Technik ist zugeschnitten auf einen idealen Typ, dem wir leider nicht immer entsprechen. Trotzdem müssen bestimmte Dinge in allen Bogensportdisziplinen eingehalten werden. Das sind die sogenannten Basics. Wenn diese beachtet werden, ist jeder individuelle Stil möglich.
Basic 1: Basic 1 meint, dass man immer den gleichen Stand und Körperhaltung haben muss.
Basic 2: Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Auszug. Er muss immer gleich sein. Dabei ist auf den Bogenarm, den Zugarm, den Anker und auf die Rückenspannung zu achten. Ist der Auszug immer unterschiedlich, werden die Pfeile mal zu kurz, mal zu weit fliegen.
Basic 3: Beim Release muss die Hand immer in der Verlängerung des Pfeilfluges nach hinten gehen. Wie weit, ist eine individuelle Sache.
Individueller Stil
Innerhalb eines gewissen Rahmens dürfen wir, ja müssen wir, stellenweise von dieser Idealtechnik abweichen, um sie unserem Körperbau anzupassen. Dieser erlaubte Bereich ist umso kleiner, je heikler die Phase im Bewegungsablauf ist. Im Moment des Lösens gibt es kaum noch Variationsmöglichkeiten.
Lernen und Umlernen
Wenn man von Beginn an eine gute Technik lernt, braucht man am Anfang vielleicht etwas länger, um enge Gruppierungen zu erzielen. Nach ein bis zwei Jahren schießt man aber garantiert besser als mit einer schlechten Technik bei gleichem Trainingsaufwand.
Etwas anders liegt der Fall, wenn man schon jahrelang mit einer schlechten Technik geschossen hat. Das Umlernen nimmt weit mehr Zeit in Anspruch (gut doppelt so lange) als das vergleichbare Erlernen einer Technik. Die alten Bewegungsmuster müssen erst gelöscht und dann durch neue ersetzt werden. Das erfordert viel Geduld und ein hohes Maß an Selbstdisziplin. Also besser gleich richtig lernen!
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