Steile Bergauf- und Bergabschüsse

Ein großer Schritt ...

für Bogenschützen, ein kleiner Schritt für die Menschheit

Es ist allgemein bekannt, dass der Stand und die Körperhaltung den Beginn eines Schusses markieren. Allerdings ist es weniger offensichtlich, dass dies ein entscheidender Faktor für den gesamten Schussprozess ist und die nachfolgenden Schritte maßgeblich beeinflusst. Da jeder Schuss als ein Prozess betrachtet wird, ist die Bedeutung einer korrekten Körperhaltung von großer Bedeutung. Noch wichtiger ist es, wenn man es mit extremen Abschusspositionen zu tun hat. In diesem Artikel wollen wir uns damit etwas ausführlicher beschäftigen.


Ein guter Stand und die richtige Körperhaltung sollten ein Gefühl der Balance und Bewegungsfreiheit vermitteln, um den körperlichen und mentalen Prozess zu unterstützen. Daher sollten beide aktiv und bewusst eingenommen werden. Es ist wichtig, sich Zeit zu nehmen, um die optimale Position zu finden, da dies nicht nur die innere Balance fördert, sondern auch hilft, eine konstante Technik zu entwickeln und Fehler zu vermeiden. Viele Schützen vernachlässigen das und machen sich dabei zu wenige Gedanken, was zu Fehlern und ungewöhnlichen Körperhaltungen führen kann. Sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene ist es daher ratsam, sich bewusst damit auseinanderzusetzen und seine Bedeutung für den Schussprozess zu verstehen.

Unter normalen Bedingungen
Man kann prinzipiell drei verschiedene Stand-Varianten unterscheiden: Der parallele Stand, der offene Stand und der überdrehte Stand.
Die Art der Körperhaltung (Knie und Oberkörper) hängt vor allem von der Art des Bogens ab. Beim Langbogen wird oft eine schräge Haltung eingenommen, wobei der Oberkörper leicht nach vorne geneigt wird und Oberkörper und Unterschenkel parallel sind. Beim Recurvebogen mit einem großen Schussfenster wird meist eine aufrechtere Körperhaltung eingenommen.

Das T im Gelände
Wichtig ist dabei, dass das T, gebildet aus Schultern und Oberkörper, immer erhalten bleibt. Die richtige Körperhaltung muss vor dem Vollauszug eingenommen und während des Schusses beibehalten werden. Beim Schuss selbst bewegen sich nur mehr die Arme. Allerdings wird die Sache im Gelände etwas komplizierter. Durch unterschiedliche Abschusspositionen ist es oft sehr schwierig, das T auch beizubehalten. Deshalb muss man sich beim Bergauf- oder Bergabschießen bewusst darauf konzentrieren, dass das T auch erhalten bleibt.
Bergauf und bergab gibt es im Wesentlichen jeweils zwei Varianten. Man kann das vordere Bein strecken und das hintere beugen. Hier muss man dann in der Hüfte abknicken (Bild 1). Das gilt sowohl für Bergauf-, als auch für Bergabschüsse. Für Bergaufschüsse ist aber die Variante in Bild 1 sicher die bessere.
Die zweite Variante besteht darin, das vordere Bein zu beugen und das hintere zu strecken (Bild 2). Auch hier empfiehlt sich diese Variante besser für Bergabschüsse. Für extrem steile Schüsse nach unten ist es meist nur so möglich das T einzuhalten.
Warum ist das so wichtig? Wenn man nur den Bogenarm hebt oder senkt, wird der Auszug kürzer, was dazu führt, dass der Pfeil weniger Geschwindigkeit hat und zu kurz trifft.
Es ist natürlich schwierig, sich im Gelände selbst zu kontrollieren, ob man die richtige Position eingenommen hat. Daher ist es ratsam, von Zeit zu Zeit Rückmeldung zu bekommen. Die Position des T kann mit Hilfe eines Partners sehr einfach überprüft werden. Eine Möglichkeit, die Position zu überprüfen, ist die Verwendung von zwei Pfeilen, die ein T bilden. Beim Schießen wird vom Partner ein Pfeil über dem Oberkörper und der zweite entlang der Schulter gehalten. Auf diese Weise erhält man sofort eine Rückmeldung, ob man die richtige Position eingenommen hat.

Trefferlage
Schießt man in der Ebene, beschreibt der Pfeil im Flug eine Parabel. Würde man senkrecht nach oben oder unten schießen, wäre die Flugbahn eine Gerade. Ändert sich nun der Abschusswinkel, wird die Flugbahn immer flacher, bis sie bei einem Senkrechtschuss eine Gerade wäre.
Welche Auswirkungen hat das nun beim Schuss? Da die Flugbahn immer flacher wird, schießt man unweigerlich höher. Aber aufgepasst: Das ist nicht für alle Steigungen und Entfernungen gleich. Nur bei nahen Entfernungen neigt man eher dazu drüber zu schießen. Außerhalb des eigenen „Wohlfühlbereichs„ bzw. des eigenen Schussbereichs tritt das Problem dann nicht mehr auf. Auch ist diese Tendenz bei starker Steigung oder bei starkem Gefälle größer.
Nun ist guter Rat teuer. Was soll man tun, um nicht über das Ziel zu ballern? Man hat prinzipiell zwei Möglichkeiten damit umzugehen. Zum einen kann man jede nur erdenkliche Steigung auf unterschiedliche Entfernungen regelmäßig intensiv üben. Systemschützen, also jene, die beispielsweise die Pfeilspitze zum Zielen verwenden, brauchen dagegen nur ihr System daran anzupassen. Es zu üben, bleibt ihnen aber auch nicht erspart. Zum anderen kann man taktieren, also seine Schwächen damit kaschieren. Man zielt einfach etwas tiefer. Dazu muss man aber wissen, um welchen Wert man bei welcher Situation tiefer zielen muss.
Voraussetzung ist dabei natürlich immer, dass man das T sauber einhält und damit immer den gleichen Auszug und die gleiche Geschwindigkeit am Pfeil hat.

Normaler Beraufschuss:
Am besten wird ein normaler Stand eingenommen und in der Hüfte abgebogen.
Normaler Bergabschuss:
Man macht eine größere Schrittstellung und beugt das vordere Bein.

Doch kein Fehler?
Oft passiert es, dass jemand das alles nicht beachtet und trotzdem bei einem kurzen, steilen Bergaufschuss trifft. Was ist hier passiert? Durch das falsche T wurde zu kurz gezogen. Dadurch hatte der Pfeil zu wenig Geschwindigkeit und traf tiefer als normal. Der zweite Fehler war, dass genau in die Mitte gezielt wurde. Hätte man das T richtig gemacht, hätte der Pfeil höher getroffen. Mit der geringeren Geschwindigkeit hat es aber wieder gepasst. Es haben sich also zwei Fehler gegenseitig aufgehoben. Zufall und nicht Können könnte man sagen.

Ein großer Schritt…
Nun gibt es immer wieder, Gott sei Dank eher selten, extreme Schuss-Situationen. Erfahrene Parcoursbauer versuchen immer solche Schüsse einzubauen. Wer dann nicht weiß, wie man stehen muss, hat logischerweise seine Probleme.
Worin besteht nun die Schwierigkeit bei extremen Bergauf- und Bergabschüssen und wie kann man darauf reagieren, wie sollte man am besten stehen?
Man kann bekanntlich bei solchen Schüssen entweder weit oder enger stehen. In den meisten Fällen funktioniert aber hier ein enger Stand nicht mehr. Man muss hingegen oft einen extrem großen Schritt machen, um überhaupt in das T zu kommen. In einigen Fällen, wenn der Hang extrem steil ist, muss man sogar knien. Auf den folgenden Seiten sind nun einige Empfehlungen dazu dargestellt.

Extreme Schüsse: Möglichkeiten

Extrem steil bergauf, am Hang stehen oder knien Extrem steil bergauf, ebener Stand Extrem steil bergauf, bergab stehen
Extrem steil bergab, am Hang stehen oder knien Extrem steil bergab, eben stehen Extrem steil bergab, bergauf stehen

Extrem steil bergauf

Extrem steil bergauf am Hang

Bei steilen Schüssen nach oben ist ein ­breiterer Stand als im Flachen zu empfehlen.
- Hinteres Bein gestreckt
- Vorderes Bein abgewinkelt
Extrem steil bergauf, am Hang knien

Wenn kein normaler Stand möglich ist, muss man sich hinknien.
- Hinteres Bein gestreckt
- Mit vorderem Bein am Hang knien
Extrem steil bergauf, ebener Stand

Linkes Bild:
Ungünstiger Stand, nicht zu empfehlen. Es fehlt am Auszug und an der Dynamik beim Lösen.

Rechtes Bild:
Günstige Variante. Hier muss auch auf einen sehr breiten Stand geachtet werden. Ein enger Stand ist weniger zu empfehlen.
- Hinteres Bein gebeugt
- Vorderes Bein gestreckt
Extrem steil bergauf, bergab stehen

Linkes Bild:
Ungünstiger Stand, nicht zu empfehlen. Es fehlt am Auszug und an der Dynamik beim Lösen.

Rechtes Bild
Muss man bergab stehen, und bergauf schießen ist ein enger Stand weniger zu empfehlen.
- Hinteres Bein abgewinkelt
- Vorderes Bein gestreckt

Extrem steil bergab

Extrem steil bergab, am Hang stehen

Um einen guten Stand zu haben und das T zu schaffen, muss man breit stehen.
- Hinteres Bein gebeugt
- Vorderes Bein gestreckt
Extrem steil bergab, am Hang knien

Wenn man überhaupt nicht mehr stehen kann, bleibt nur mehr sich hinzuknien.
- Vorderes Bein gestreckt
- Hinteres Bein abgewinkelt
Der untere Wurfarm muss links vom vorderen Bein sein.
Extrem steil bergab, eben stehen

Ein großer Ausfallschritt hilft, um das T einzuhalten.
- Hinteres Bein gestreckt
- Vorderes Bein gebeugt
Der untere Wurfarm muss links vom vorderen Bein sein.
Extrem steil bergab, bergauf stehen

Auch hier geht es nur mit einem großen Ausfallsschritt.
- Hinteres Bein gestreckt
- Vorderes Bein gebeugt
Der untere Wurfarm muss links vom vorderen Bein sein.
Fast senkrecht nach unten

Hier hilft nur mahr, fast frontal zum Ziel zu stehen, den Oberkörper sehr weit nach vorne zu lehnen und den Bogen zwischen die Beine zu nehmen.
- Beide Beine gestreckt oder
- beide Beine leicht abgewinkelt

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