10 größten Fehler

1. Immer unterschiedlicher Stand

Der Stand ist der Beginn des Schusses. Diese Weisheit muss nicht erst betont werden. Ein falscher Stand kann bereits die Ursache für einen schlechten Schuss oder sogar einen Fehlschuss sein. Zum einen kann es sein, dass man sich zu wenig Zeit nimmt – vor allem im Gelände –, den optimalen Stand einzunehmen, zum anderen kann es aber auch sein, dass man einen falschen, eigentlich nicht beabsichtigten Stand wählt.

Fehlerursachen beim Stand
- Zu wenig Zeit nehmen
- Unbeabsichtigt falschen Stand einnehmen
- Optimaler Stand wird nicht überprüft
- Bei jedem Schuss wechselnder Stand

Ungünstige Varianten
- Extrem offener Stand
- Extrem überdrehter Stand

Ungünstige Bein­stellungen
Der Stil muss zu einem selbst passen. Trotzdem gibt es Varianten, die nicht optimal sind. Sind die Beine geschlossen, ist man instabil. Bereits bei einer leichten Störung kann man dabei das Gleichgewicht verlieren. Auch eine extrem weite Beinstellung kann Ähnliches bewirken.

Viele Schützen achten wenig bis gar nicht auf dieses Element. So wie man zufällig steht, so wird es schon passen. Dabei sieht man dann die unmöglichsten Figuren. Macht man es immer gleich, wird auch ein Gewöhnungseffekt eintreten und die Fehler, die daraus zwangsläufig entstehen, werden dadurch unter Umständen wieder etwas ausgeglichen. Für Anfänger aber auch für Leute, die an ihrer Technik feilen und nicht nur auf das Treffen während des Trainings achten, ist aber das Wissen um die Wichtigkeit des Standes interessant.

Fazit: Versuche möglichst immer einen gleichen Stand einzunehmen.

2. Immer unterschiedlicher Auszug

Zieht man einmal mehr, einmal weniger, hat der Pfeil immer eine andere Geschwindigkeit. Damit ist es klar, dass man das eine Mal höher, das andere Mal tiefer trifft. Vor allem bei weiteren Entfernungen wird man das merken.

Durch einen unterschiedlichen Auszug ändert sich auch der dynamische Spine des Pfeils. Mal ist er dann zu hart, weil zu wenig gezogen wird, mal ist er zu weich, weil man extrem auszieht. Das sieht man dann in einem unruhigen Pfeilflug. Der Pfeil wedelt, weil der Spine nicht zum Auszug passt.

Wenn man in den Vollauszug geht, bewegen sich nur mehr die Arme. Beine, Körper und Kopf bleiben in der vorher eingenommenen Position. Die Schulter im Vollauszug sollte etwas erhöht sein. Der Zugarm ist damit ebenfalls etwas höher als der Bogenarm. Beide verlaufen parallel.

Überprüfen kann man den Auszug relativ einfach. Man nimmt ein Stück Papier und steckt es auf den Pfeil. Dann zieht man mit geschlossenen Augen aus, setzt wieder ab und kann so seinen Auszug kontrollieren.

Fazit: Versuche möglichst immer den gleichen Auszug zu haben.

3. Keine Rückenspannung

Auch wenn der Auszug bei den Schüssen gleich ist, kann man trotzdem unterschiedliche Geschwindigkeiten beim Pfeil erzielen. Hält man den Pfeil nur im Auszug, geht sehr häufig die Hand beim Lösen nach vorne und der Pfeil ist langsamer. Geht man hingegen in die Rückenspannung (man hält nicht nur, sondern ist permanent auf Zug), geht die Hand beim Lösen genau in die entgegengesetzte Richtung des Pfeilflugs. Der Pfeil ist damit auch schneller.

Um in die Rückenspannung gehen zu können, braucht man nur zu ziehen und die Hand am Ankerpunkt zu lassen. Dadurch muss zwangsläufig der Ellbogen nach hinten gehen.
Grund für zu wenig Rückenspannung ist sehr häufig ein zu starker Bogen. Dazu bieten sich zwei Lösungsmöglichkeiten an: Zum einen hilft ein leichterer Bogen, zum anderen wirkt ein gezieltes Krafttraining Wunder.

Fazit: Versuche möglichst zu ziehen und nicht nur zu halten.

4. Niedriger Zugarm

Der Ellbogen des Zugarms sollte parallel zum Bogenarm stehen. Eventuell kann der Ellbogen etwas erhöht sein. Hält man allerdings den Bogenarm zu tief, ist es schwer, wirklich in die Rückenspannung zu gehen. Schießt man so, zieht man nicht mit der Rückenmuskulatur, sondern mit den Oberarmmuskeln.

Fazit: Halte den Ellbogen höher

5. Zu hohe Bogenschulter

Schießt man einen zu starken Bogen, ist man geneigt, die Schulter nach oben und innen zu ziehen. Dadurch kann es dann vorkommen, dass man mit der Sehne bereits an der Schulter anschlägt. Die Schulter sollte vielmehr ganz normal gehalten werden.

Fazit: Schieß einen passenden Bogen und lasse die Schulter in einer mittleren Position.

6. Unterschiedliche Ankerpunkte

Beobachtet man Schützen auf Turnieren, sieht man die abenteuerlichsten Varianten eines Ankers. Da gibt es die Variante „Luftanker“. Dabei hat der Schütze mit der Zughand keinen Kontakt zum Gesicht. Dass hier immer ein anderer Auszug vorhanden ist, liegt auf der Hand. Weiters stimmen hier Sehlinie und Schussrichtung nicht mehr überein. Der Hinweis, dass Kyudo-Schützen auch nicht im Gesicht ankern, hinkt. Die Bogenschützen aus dem Land der aufgehenden Sonne haben wesentlich mehr Übung.

Eine weitere Variante ist der Wangen anker. Dabei gibt es nun zwei Unsicherheitsfaktoren. Zum einen ist es schwer, auf der Wange immer die gleiche Position zu finden, zum anderen ist die Sehne seitlich vom Gesicht. Damit gibt es auch eine horizontale Abweichung von Sehlinie und Pfeil.

Auch finde ich die Variante, den Daumen nach oben zu strecken, nicht optimal. Dabei ist es ebenfalls schwierig, die richtige Position zu finden und die Sehne möglichst nahe ans Auge zu bringen.

Fazit: Versuche einen Anker mit mehreren Referenzpunkten zu finden.

7. Schlechtes Release

Das Lösen des Pfeils auch Release genannt, ist eigentlich keine aktive, sondern eine passive Handlung. Man hört auf, etwas zu tun, nämlich die Finger gekrümmt zu halten. Dazu braucht man nur die Finger entspannen. Leichter gesagt als getan. Das Release ist für die Trefferlage von entscheidender Bedeutung. Macht man hier Fehler, wird der Pfeil nie dort treffen, wo man es eigentlich wollte. Und die Fehlermöglichkeiten sind hier schier unbegrenzt. Löst man aktiv, kann es passieren, dass die Hand nach dem Lösen mit gespreizten Fingern irgendwo neben dem Gesicht steht.

Die Richtung der Gedanken
Schützen, die versuchen, die Sehne zu lösen, indem sie ihre Finger bewusst öffnen, machen Folgendes. Sie richten ihre Ge

danken weg von der Rückenspannung hin zu den Fingern der Zughand. Durch diese bewusste Konzentration auf die Finger zum Lösen unterbricht man die flüssige Bewegung. Dabei verliert man die Rückenspannung. Das Ergebnis ist dann gut sichtbar. Die Finger sind unmittelbar nach dem Schuss weit gespreizt und die Hand ist irgendwo; teilweise vor, neben, hinter oder unter dem Gesicht.

Würde man sich nur auf die Rückenspannung bzw. auf das Ziehen konzentrieren, würde sich die Hand beim Lösen automatisch genau in die Gegenrichtung des Pfeilfluges bewegen. Die Hand steht dann nach dem Lösen – je nach individuellem Stil - irgendwo im oder hinter dem Gesicht. Wie weit ist eine persönliche Sache. Es muss aber immer gleich sein.

Fazit: Konzentriere dich NUR auf das Ausziehen (Rückenspannung).

8. Kein Nachhalten

Mit dem Abschuss des Pfeils ist der Schussprozess noch nicht abgeschlossen. Unter Nachhalten versteht man, dass man so lange in der Abschuss­position bleibt, bis zumindest der Pfeil das Ziel erreicht hat. Das ist deshalb so wichtig, weil man zum einen dabei den Bogen nicht schon vor oder während des Lösens absetzt. Zum anderen muss beim instinktiven Schießen der Pfeilflug beobachtet werden, damit sich die Flugbahnen für die einzelnen Entfernungen in das Unterbewusstsein einprägen.

Häufig kann man feststellen, dass die Schützen die Hand nach unten reißen, um zu sehen, wo sie getroffen haben. Keine Sorge: Auch drei Sekunden später sieht man das noch.

Fazit: Versuche einen Anker mit mehreren Referenzpunkten zu finden.

9. Nicht wissen, wie man zielt

Auf die Frage: „Wie zielst du?“, kommt meistens wie aus der Pistole geschossen: „Instinktiv!“ Bei genauerer Nachfrage stellt sich oft heraus, dass die Schützen selbst nicht genau wissen, wie sie zielen.

Weiß ich das nicht, ist es auch schwer, das Zielen zu üben. Wer z.B. nur glaubt, dass er instinktiv zielt, das aber in Wirklichkeit nicht tut, und Übungen macht, die auf das instinktive Zielen abgestimmt sind, wird logischerweise nicht den Erfolg haben, den er sich erhofft.

Deshalb ist es wichtig herauszufinden, bin ich:
- Systemschütze
- Instinktivschütze oder
- Gap Shooter

Fazit: Finde heraus, wie du wirklich zielst.

10. Kleine Fehleranalyse bei Fehlschüssen

Schießt man daneben, hat das einen Grund. Und deren gibt es viele. Um mit dem zweiten Schuss zu treffen, muss ich aber wissen, woran es gelegen hat. Dazu kann man sich mehrere Fragen stellen:

- War es ein technisches Gebrechen?
- War es ein Schussfehler?
- War es eine Fehleinschätzung der Situation?

Weiß man dann den Fehler, muss man beim nächsten Schuss eben darauf reagieren.

Beispiel: Wenn ich bei einer weiten Scheibe zu tief schieße, kann das zwei Ursachen haben. Zum einen könnte es der fehlende Auszug gewesen sein, zum anderen könnte ich aber auch die Entfernung (bewusst oder unbewusst) falsch eingeschätzt haben. Habe ich die Situation falsch eingeschätzt, schaue ich als Instinktivschütze etwas höher. Was macht der Laie? Er zieht stärker aus und zielt höher und schießt natürlich darüber.

Fazit: Analysiere jeden Fehlschuss und versuche die Fehler zu korrigieren.

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