Atmung beim Schießen

In vielen Sportarten ist das richtige Atmen ein wichtiger Punkt bei der Ausführung von Bewegungen. Auch beim Bogenschießen taucht neben der allgemeinen Schusstechnik immer wieder die Frage auf, wie das mit der Atmung nun ist. Dazu haben fast alle „Gurus„ ihre Meinung.

Atmen bekommt unser Körper ganz allein hin. Viele Bogenschützen beschäftigen sich trotzdem damit. Ob in Brust oder Bauch, durch die Nase oder den Mund: Das ist bei vielen Sportarten ein wichtiges Thema.
Beim Atmen gibt es wesentliche Unterschiede zwischen Ausdauersportarten und Kraftsportarten, die auf die unterschiedlichen physiologischen Anforderungen und Belastungen zurückzuführen sind.
Bei Ausdauersportarten, wie Laufen, Radfahren oder Schwimmen, muss die Atmung rhythmisch und synchronisiert mit der Bewegung ablaufen. Dazu muss sie tief und gleichmäßig sein. Spitzensportler haben dazu auch noch ein erhöhtes Atemvolumen.
Bei Kraftsportarten, wie beim Krafttraining, Gewichtheben oder Speerwerfen, geht es dagegen um eine koordinierte, kurzfristige Atemanpassung bei der höchsten Anstrengung. Oft wird dabei empfohlen, vor einer anstrengenden Bewegung einzuatmen, dann während des anstrengenden Teils der Bewegung auszuatmen. Wie genau das geschieht, hängt von der jeweiligen Sportart ab.
Nun fällt Bogenschießen eher in keine der beiden Kategorien, da es weder eine typische Ausdauersportart noch eine klassische Kraftsportart ist. Es handelt sich um eine Präzisions- und Konzentrationssportart. Dennoch gibt es spezifische Atemtechniken im Bogenschießen.

Was sagen die Experten?

KiSik Lee
Lee ist einer der bekanntesten Olympic Recurve-Trainer der Welt und war Nationaltrainer von Südkorea, Australien und den USA. Sein Buch „Total Archery„ ist eines der bekanntesten Bogensportbücher der Welt.
Die Atmung hat neben dem bewegungstechnischen Aspekt auch noch den Sinn, dass man dadurch seine Aufregung vor einem Schuss besser kontrollieren kann. Nach seiner Vorstellung muss sich die Atmung in den gesamten Schusszyklus einpassen. Dabei sollte man die sogenannte Zwerchfellatmung anwenden. Das heißt, dass sich beim Atmen der Brustkorb nicht hebt und senkt. Die Atmung sollte auch nie zu 100 % die Lungenkapazität ausnutzen.
Beim Schießen atmet man zuerst bis zum Vollauszug normal, atmet leicht aus und hält die Luft während der Expansion (Rückenspannung) bis zum Lösen an.

Oliver Haidn
Haidn ist Trainer für Olympic Recurve und hat das Buch „Bogenschießen - Trainings- und bewegungswissenschaftliche Grundlagen„ geschrieben. Darin schlägt er bezüglich der Atmung eine ähnliche, aber etwas einfachere Vorgehensweise als Lee vor. Auch hier wird die Atmung genau an den Schussablauf angelehnt. Dabei wird nicht die Angabe des Lungenvolumens in Prozent angegeben, sondern lediglich empfohlen, einzuatmen und halb auszuatmen.
(vgl. Bogenschießen - Trainings- und bewegungswissenschaftliche Grundlagen, S. 443 ff)
Urte Paulus
Paulus war selbst erfolgreiche Bogenschützin und ist darüber hinaus noch Trainerausbilderin für den Weltverband World Archery.
In ihrem Buch „Das große Buch vom Bogensport„ beschreibt sie drei Varianten für einen Atemzug-Rhythmus. Dabei ist eine Variante für Anfänger, eine für fortgeschrittene Schützen und eine für fortgeschrittene Olympic Recurve-Schützen.
Ähnlich wie die beiden vorher Genannten wird bei allen Varianten während des Schießens nicht mehr geatmet.
(vgl. Das große Buch vom Bogensport, S. 92)

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