Umlegen des Bogens
Es schaut natürlich Robin-Hood-mäßig aus, wenn man den Bogen schräg hält. Genau so müssen die Leute im Sherwood Forest geschossen haben. Bogen umlegen, leicht in die Knie gehen; schon fühlt sich so mancher einige 100 Jahre zurückversetzt. Aber ist das auch wirklich sinnvoll und schießt man damit auch besser, vor allem trifft man mit so einer Schusstechnik auch besser?
Es gibt so manche Erklärung, warum man den Bogen umlegen soll oder muss. Ein Argument ist, dass der Pfeil beim Langbogen nicht von der kleinen Pfeilauflage, was eigentlich nur ein Pfeilbett ist, herunterfällt. Das kann man zwar bei dem einen oder anderen Anfänger sehen, ein fortgeschrittener Schütze hat damit aber wenig bis keine Probleme. Andere meinen wieder, dass man das Ziel besser sehen kann, wenn der Bogen schräg gehalten wird. Letzteres Argument hat einiges für sich, ist aber nicht ganz zu Ende gedacht.
Die Zieltechnik ist entscheidend
Fangen wir mal mit der Frage an, wie sich ein schräg gehaltener Bogen auf den Pfeilflug auswirkt. Bekanntlich schlängelt der Pfeil in der Luft bis zum Ziel hin und her. Hält man einen Bogen gerade, ist diese Bewegung horizontal. Hält man den Bogen dagegen schräg, ist auch diese Bewegung nicht horizontal, sondern im rechten Winkel zum Bogen. Ob das nun von Vorteil ist, darf bezweifelt werden. Einen positiven Effekt hat es mit Sicherheit nicht. Es ist also nicht zwingend notwendig, den Bogen schräg zu halten.
Der bereits oben genannte Punkt, dass man das Ziel gut sehen kann, ist hier als Argument schon besser. Hält man den Bogen gerade, kann es (muss es aber nicht) passieren, dass der obere Wurfarm das Bild vom rechten Auge abdeckt; bei Linkshändern ist es andersrum. Dann sieht man zwar das Ziel noch, aber nicht mehr dreidimensional. Legt man den Bogen um, sieht man das Ziel wieder mit beiden Augen und damit dreidimensional. Bei einem Recurve ist das, wenn das Bogenfenster groß genug ist, immer gegeben.
Ob man ein dreidimensionales Bild braucht, hängt letztendlich von der Zieltechnik ab. Brauche ich räumliches Sehen für meine Zieltechnik, wie beispielsweise beim instinktiven Zielen, muss man logischerweise das Ziel mit beiden Augen sehen. Zielt man hingegen mit der Pfeilspitze (Point of Aim), ist räumliches Sehen nicht mehr notwendig. Man hat ja vorher die Entfernung geschätzt und den Punkt festgelegt, auf den man die Spitze halten muss.
Wer also räumliches Sehen für seine Zieltechnik braucht, sollte überprüfen, ob das Bild des rechten Auges (beim Rechtsschützen) abgedeckt wird. Wenn das nicht der Fall ist, kann man getrost auf das Umlegen verzichten. Es hat keinen Einfluss auf den Schussablauf; außer man möchte cool wirken. Bei Recurves ist das in der Regel nicht der Fall. Nur bei Bögen mit einem sehr kleinen Schussfenster und einem Pfeilbett wie bei einem Langbogen kann man das ins Auge fassen.
Spezielle Schüsse
Nun gibt es auf Parcours immer wieder gemeine Leute, die Ziele so stellen, dass man mit normaler Schusshaltung nicht schießen kann. Beispiele sind Schüsse, wo man sich extrem bücken muss. Da geht es durch ein Rohr oder unter einem Baumstamm durch. Hinknien ist eine Option, eine andere wäre, dass man nur in die Knie geht.
Das passiert nun so, dass man zum einen in die Knie geht, aber auch den Oberkörper in gleicher Weise beugt. Und auch der Bogen muss dabei umgelegt werden. Im Idealfall sind Oberkörper, Unterschenkel und Bogen parallel. Je nachdem, wie tief man sich bücken muss, variiert der Winkel.
Schussfehler korrigieren
Oft hat jemand seitliche Abweichungen. Das kann unterschiedliche Gründe haben. Um den Fehler zu finden, könnte man alle möglichen durchgehen, wie beispielsweise: Die Hand bleibt nach dem Lösen nicht im Gesicht oder es ist ein zu steifer oder weicher Pfeil.
Findet man den Fehler nicht, kann man auch durch Umlegen des Bogens die Richtung korrigieren. Da der Drehpunkt am Bogen unterhalb der Pfeilauflage liegt, wandert die Spitze bei einer Drehung nach links oder rechts. Hat man ein Problem mit der Richtung, kann man so lange mit der Bogenneigung experimentieren, bis die Richtung wieder passt. Aber aufpassen: Je weiter die Entfernung ist, desto größer ist auch die Abweichung. Man muss also für alle Entfernungen einen gemeinsam passenden Winkel haben. Wer das nur auf kurze Entfernungen macht, könnte falsch liegen.
Falsches Umlegen
Beim Umlegen des Bogens ist eine Sache wichtig. Augenachse und Bogen müssen im rechten Winkel zueinanderstehen. Wenn man es richtig macht und auch richtig ankert, sollte die Sehne vor dem Auge sein und damit der Pfeil genau darunter. Damit muss die Richtung nicht korrigiert werden. Legt man nur den Bogen um und bleibt der Kopf gerade, stimmt das gesamte System nicht mehr. Die Sehne liegt teilweise dann weit vom Auge weg und der Pfeil steht seitlich neben dem Gesicht.
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