Der Spline

Der Spline

Was der Spine, also die Steifigkeit des Pfeils ist, weiß in der Zwischenzeit fast jeder Bogenschütze. Dass man den richtigen Spine zum eigenen Bogen braucht, ist zwar auch bekannt, trotzdem fliegen die Pfeile bei vielen nicht sauber. Einen weiteren Begriff, nämlich den Spline, kennen viele, darunter auch Experten. Was er aber ist und was man damit machen kann, wissen die wenigsten.

Biegeverhalten eines Carbonschaftes
Ein Carbonschaft hat immer eine starke, steife Seite. Biegt man ihn, wird er sich immer in Richtung dieser Stelle biegen. Je nachdem in welcher Position man ihn nimmt, biegt er sich mal nach links, mal nach rechts oder auch nach unten. Dreht man ihn, wandert auch die Richtung der Biegung in diese Richtung. Bei reinen Carbonschäften ist die Ausprägung am stärksten. Bei Alu-Carbonschäften ist der Spline weniger ausgeprägt. Je teurer der Schaft, desto geringer sind auch die Toleranzen und desto geringer fällt auch der Spline aus. Spline ist eine Kombination aus den Worten Spine und Line. Und noch ein Hinweis: reine Aluschäfte werden gezogen und haben deshalb keinen Spline (Bild 1).

Biegeverhalten eines Pfeils
Ein Pfeil biegt sich bei einem Rechtshänder beim Abschuss immer zuerst zum Bogen. Diese Durchbiegung wird dynamischer Spine genannt und muss so sein, dass die Durchbiegung einen sauberen Pfeilflug garantiert. Die Durchbiegung muss für den jeweiligen Auszug und damit zur Kraft, die durch die Sehne auf den Pfeil wirkt, passen. Dabei sollte sich genau hier die steifste Stelle (=Spline) befinden (Bild 2).

Dynamischer Spine und Spline
Der Pfeil hat also beim Abschuss zwei Richtungen, in die er sich biegen will. Einmal durch den Ablass zum Bogen und zusätzlich noch zur steifsten Stelle des Schafts. Nun scheint es logisch, dass es besser ist, wenn beide Biegungen in die gleiche Richtung gehen. Hat man das nicht, will sich der Pfeil auch noch zusätzlich zur steifsten Stelle biegen, was zu einer unnötigen zusätzlichen Bewegung im Pfeil und damit im Pfeilflug führen kann. Es ist also besser, die beiden Biegerichtungen so zu legen, dass sie sich decken (Bild 3). Würden man den Pfeil um 180 Grad drehen, dass also der Spline außen liegt, würde man unter Umständen wenig merken (Bild 3).

Bild 1
Spline:
Ein Schaft hat immer eine steifste Stelle (rote Linie). Biegt man ihn, ist sie an der Außenseite der Biegung. Egal wie man ihn dreht, er wird sich immer an dieser Stelle biegen.
Bild 2
Dynamischer Spine:
Ein Pfeil biegt sich beim Abschuss immer zuerst zum Bogen (blaue Linie). An dieser Stelle sollte er am steifsten sein, also der Spline sollte hier liegen.
Bild 3
Bei einem Schaft, dessen Spline wie hier links liegt, muss die Nocke so gedreht werden, dass er horizontal liegt (Pfeil in der Mitte). Damit liegen Spline und Biegung beim Abschuss an der gleichen Stelle (Pfeil rechts).

Wie kann man den Spline feststellen?
Eine sehr gute Möglichkeit bietet der Spline-Mate. Damit kann man von jedem Schaft sehr einfach den Spline feststellen. Man steckt einfach den Schaft vorne und hinten in zwei Fein-Kugellager. Damit kann sich der Schaft sehr leicht drehen. Der Schaft wird dabei nicht mit den Fingern berührt. Dann biegt man ihn so lange, bis sich der Schaft dreht. Das merkt man sehr gut, indem er ruckartig in die richtige Position springt. Die Außenseite der Biegung definiert den Spline (Bild 4).

Aber Achtung: Bei teuren ACE-Schäften sollte man hier vorsichtig zu Werk gehen, um den Pfeil nicht zu ruinieren.

Bild 4
Spine-Mate:
Der Schaft wird vorne und hinten von zwei Fein-Kugellager gehalten und dann gebogen. Dabei kann sich der Schaft drehen. Biegt man ihn stark genug, springt er in die richtige Position. Die steifste Stelle ist außen.

Wozu kann das nützlich sein?
Zuerst will man natürlich den perfekten Pfeil haben. Hier tüfteln viele Bogenschützen, um das zu erreichen. Die Beachtung auch des Splines ist ein zusätzliches Qualitätskriterium. Wenn es eigentlich so einfach ist, warum macht man es dann nicht einfach? Weil es eben sehr viele nicht wissen.

Blankschafttest
Auch ein Blankschafttest, auch Rohschafttest genannt, ist eine Möglichkeit, den idealen Pfeil zu finden. Dazu muss man allerdings einiges beachten, damit man auch gültige Ergebnisse bekommt. Üblicherweise wird angenommen, dass ein Pfeil, der unbefiedert auf 18 bis 20 Meter geschossen wird und links steckt, zu hart ist und wenn er rechts steckt, zu weich ist (beim Rechtshänder). Je weiter er von der Richtung abweicht, desto weiter ist auch der Spine vom Ideal entfernt.

Dabei ist aber extrem wichtig, dass man auch den Spline beachtet. Ein und derselbe Pfeil kann nämlich ganz unterschiedliche Ergebnisse bringen. Hat man zufällig die Nocke richtig angebracht, bekommt man ein gültiges Ergebnis. Hat man die Nocke zufällig falsch angebracht, bekommt man auch ein Ergebnis. Die Frage ist, welches Ergebnis stimmt nun? Nur wer auf die Ausrichtung des Splines achtet, wird auch gültige Ergebnisse erhalten. Deshalb muss man vorher immer diesen feststellen, die Nocke richtig ausrichten und erst dann den Blankschafttest durchführen (Bild 5).

Bild 5
Prinzip des Blankschafttests mit richtigem und falschem Spline:
Achtet man dabei nicht darauf, dass die Nocke an der richtigen Stelle sitzt, bekommt man unterschiedliche Ergebnisse. Nur wer weiß, dass beim linken Pfeil der Spline richtig ausgerichtet wurde, kann sicher sein, dass das Ergebnis (hier linker Treffer) auch gültig ist.

4 ... 72