Kraftlinien bei Schießen

Zum Bogenschießen braucht man Kraft. Und wenn diese Kraft richtig eingesetzt wird, funktioniert es am besten. Das trifft für alle Bogensportarten zu.

Beim Bogenschießen gibt es nun drei Linien, die besonders wichtig sind. Zum einen sind es zwei Kraftlinien, eine von der Seite und eine von oben betrachtet und dann noch die Linie der Schulter, die wir hier auch von oben betrachten wollen.

Alle drei Linien beeinflussen letztendlich die Energie, die in den Pfeil geht. Beachtet man diese Linien beim Schießen und versucht möglichst konstant im Bewegungsablauf zu sein, wird sich das auf das Trefferbild auswirken.

Linie 1: Die Kraftlinie 1 sollte – wie auf dem Bild rechts oben zu sehen – durch die Bogenhand (1) zur Zughand (2) zum Zughandgelenk (3) bis zum Ellbogen (4) in gerader Linie verlaufen. Dabei erfolgt die Stabilisierung über die Knochen. Verläuft die Kraftlinie nicht so, muss man den Bizeps oder Trizeps des Zugarms einsetzen, um das Zuggewicht bewältigen zu können.

Linie 2: Betrachtet man den durchschnittlichen traditionellen Bogenschützen, so haben die meisten eine zu kurze Zuglänge und können ihren Ellbogen nicht in die richtige Position (nächste Seite Punkt 4) bringen. Dann wäre man auch wieder gezwungen, die Oberarmmuskeln (Bizeps und Trizeps) zum Ziehen, Halten und Schießen einzusetzen.

Die 3. Linie geht von der Schulter des Zugarms bis zum Handgelenk des Bogenarms. Auch diese sollte möglichst gerade sein.

Die 1. Linie: Kraftlinie von der Seite

Richtige Ausrichtung
Da die Kraftlinie (rote Linie) von 4 bis 1 verläuft, schaut es so aus, dass der Ellbogen des Zugarms immer etwas erhöht ist. Wichtig ist, dass die Kräfte des Bogenarms, der Schulter und des Ellbogens nicht in einer Linie liegen (blaue Linie) und man gezwungen ist, Muskeln einzusetzen.

Die Schulterposition des Bogenarms muss stabil, leicht zu halten und von Schuss zu Schuss wiederholbar sein. Zudem kommt man so sehr leicht in die Rückenspannung.
Ungünstige Ausrichtung
Viele Bogenschützen schießen mit einem sehr hohen Ellbogen. Der Grund dafür dürfte die persönliche Anatomie sein. Man fühlt sich einfach wohler in dieser Position und die Hebelwirkung ist wesentlich besser.

Daraus folgt: Kommt man so sehr leicht in die Rückenspannung, kann man auch so weiter schießen und braucht eigentlich nichts ändern. Man nimmt dabei aber in Kauf, dass die Kraftlinie nicht mehr passt. Das sollte man aber für sich selbst entscheiden.
Falsche Ausrichtung
Mit einem zu tiefen Ellbogen unterbricht man die Kraftlinie zweimal; einmal beim Ankerpunkt und im Zughandgelenk. Dadurch muss mit den Muskeln des Zugarms (Bizeps und Trizeps) gezogen werden.

Außerdem ist es praktisch unmöglich, mit dieser Technik in die Rückenspannung zu kommen.

Die 2. Linie: Kraftlinie von oben

Richtige Ausrichtung
Die Kraftlinie (rote Linie) verläuft vom Handgelenk (1) bis zum Ellbogen der Zughand (4).

Der Ellbogen des Bogenarms (2) und das Schultergelenk des Bogenarms (3) liegen nicht auf der Kraftlinie. Wäre das der Fall, müsste Muskelkraft eingesetzt werden. Um diese zu verhindern, streckt man den Bogenarm durch.

So kommt man auch sehr gut in die Rückenspannung.
Ungünstige Ausrichtung
Hier wird die Rückenspannung etwas übertrieben. Der Ellbogen des Zugarms (4) rotiert zu weit. Das deutet auch darauf hin, dass der Bogen zu leicht ist. Das Lösen kann dadurch oft unterschiedlich sein.
Falsche Ausrichtung
Hier gibt es keine Rückenspannung. Der Ellbogen des Zugarms (4) rotiert zu wenig und ist nicht auf der Kraftlinie. Das deutet auch darauf hin, dass der Bogen zu stark ist.

Ein Aufbau der Rückenspannung ist so nicht möglich. Meist wird aktiv gelöst, also die Hand aufgerissen und dann geht die Hand weg vom Gesicht. Damit gibt es seitliche Abweichungen des Pfeils.

Die 3. Linie: Schulterlinie

Richtige Ausrichtung
Wenn man die Bogenschulter so weit wie möglich zum Pfeil hin bewegt (weißer Pfeil), geht die ziehende Schulter vom Körper weg (roter Pfeil). Damit ergibt sich eine gerade Linie vom Bogenhandgelenk (1) bis zur Schulter des Zugarms (3). Das sollte aber nicht übertrieben werden. Es ist damit auch ein minimaler Einsatz der Muskeln notwendig.

Damit ist eine gute Rückenspannung möglich.
Ungünstige Ausrichtung
Hier wird zu weit gezogen. Die Schulterlinie (1 - 3) ist aber gerade.

Damit kann man zwar in die Rückenspannung gehen, diese Position ist aber nicht optimal.
Falsche Ausrichtung
Wenn der Ellbogen des Zugarms (4) nicht auf der Kraftlinie liegt, dann liegt mit Sicherheit auch die Schulterlinie (2 bis 3) nicht in der Verlängerung des Bogenarms.

Eine Rückenspannung ist damit nicht möglich und ein aktives Lösen ist die Folge. Damit geht in der Regel auch die Hand beim Lösen vom Gesicht weg.

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