Ankern unter dem Auge
Immer öfter sieht man, dass traditionelle Schützen knapp unter dem Auge ankern. Dabei liegt die Hand hoch auf der Wange. Kann das Vorteile haben? Wenn JA, welche?
Grundsätzliches
Abgesehen davon, dass viele Schützen gar nicht oder an einer unmöglichen Stelle ankern, sollte der Anker einige Bedingungen erfüllen. Erst dann ist es möglich, konstant zu schießen. Wer immer einen unterschiedlichen Anker hat, wird sich schwertun, auch konstant zu treffen, da sich der Auszug und der Abschusswinkel damit ständig ändern.
Im Wesentlichen sind es zwei Bedingungen, die ein Anker erfüllen sollte. Zum einen sollte er fest und stabil sein. Das erreicht man, indem man die Hand immer fest an der gleichen Stelle ins Gesicht drückt (Bild 1). Ankert man so, ist das Lösen wesentlich einfacher. Die Hand geht weniger leicht zur Seite weg. Man kann das leicht ausprobieren. Hält man die Hand absichtlich vom Gesicht weg und versucht dann sauber zu lösen, wird sie fast immer zur Seite weggehen. Drückt man sie hingegen ins Gesicht, braucht man eigentlich nur die Finger zu öffnen. Die Hand wird je nach Rückenspannung am Gesicht entlang nach hinten sausen.
Die zweite Bedingung hat mit dem Zielen zu tun. Die Sehne sollte nämlich vor dem Auge sein. Damit ist der Pfeil genau darunter und zeigt beim Abschuss auf das Ziel. Steht die Sehne neben dem Auge, muss das irgendwie ausgeglichen werden (Bild 2). Das hängt auch mit der verwendeten Zieltechnik zusammen. Wer mit der Pfeilspitze zielt, wird so immer links vorbeischießen. Kommen wir nun zum eigentlichen Thema. Was bringt der Anker, bei dem der Pfeil knapp unter dem Auge liegt?
Vor- und Nachteile
Will man mit dem Pfeil möglichst nahe an das Auge, funktioniert das eigentlich nur mit einem Untergriff (Bild 3). Und der ist bei Turnieren oft nur mit dem Recurve erlaubt. Damit ist der Winkel zwischen Sehlinie und Pfeil relativ klein. Dieser ist bei einem anderen Anker, beispielsweise mit dem Zeigefinger im Mundwinkel, wesentlich größer.
Ein Problem besteht dabei aber. Es ist für viele schwierig, die Sehne mit diesem Anker genau vor das Auge zu bringen. Oft ist ein stabiler Anker damit nicht möglich. Entweder ist die Sehne nicht vor dem Auge, oder die Hand liegt nicht fest auf der Wange (Bild 3).
Für welche Zieltechnik bietet sich dieser Anker an? Ziele ich instinktiv, intuitiv oder bin ich Gap-Shooter, ist der Abstand zwischen Auge und Pfeil weniger wichtig (Bild 1 und 2). Da man ja hier mit dem Gefühl oder mit dem Unterbewusstsein den Abschusswinkel einstellt. Zielt man hingegen mit der Pfeilspitze – Point of Aim oder auch Systemschießen genannt – kann es durchaus Vorteile bringen. Damit wandert die Pfeilspitze näher an das Ziel, welches man treffen möchte. Der Abstand der Pfeilspitze zum eigentlichen Ziel ist relativ klein. Und je länger der Pfeil ist, desto weiter wandert die Pfeilspitze bei gleichem Abschusswinkel in Richtung des eigentlichen Ziels (Bild 4).
Das funktioniert vor allem bei kürzeren Entfernungen, wo man ja immer die Pfeilspitze unterhalb des eigentlichen Ziels halten muss. Bei weiteren Entfernungen muss man sich sicher wesentlich intensiver mit der Sache befassen.
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