Planen von Übungseinheiten
Wer besser werden will, muss trainieren oder üben. Das ist eine Binsenwahrheit. Dabei stellt sich aber die Frage, wie soll man das anstellen. Gibt es im Verein Leute, die als Übungsleiter, Coach oder Trainer fungieren können? Und haben diese auch die Kompetenzen, Schützen etwas beizubringen, zu analysieren und Verbesserungen anzuregen? Wir geben hier eine kleine Einführung in die Didaktik des traditionellen Bogenschießens.
Bogenschießen sieht von außen betrachtet für einen Laien sehr einfach aus. An der Sehne ziehen, loslassen, fertig. Leider beginnen sehr viele als Autodidakten oder nur mit minimalen Anweisungen eines Kollegen und müssen dann mühsam die gelernten Fehler wieder loswerden. Um das zu vermeiden, sollte man als Trainer, Coach oder Übungsleiter (in der Folge wird der Begriff Coach verwendet) von Anfang an darauf achten, dass Neueinsteiger gleich richtig beginnen.
Was ist Didaktik?
Jeder, der sich mit der Weitergabe von Wissen oder Fertigkeiten beschäftigt, sollte eine Grundahnung über Didaktik haben. Didaktik ist die „Kunst„ Inhalte in geeigneter Form so vor- und aufzubereiten, dass die Zielgruppe die gesetzten Lernziele auch erreicht. Das heißt, dass man mit Anfängern anders umgehen muss wie mit Fortgeschrittenen oder Experten.
Dabei unterscheidet man prinzipiell drei Arten von Lernzielen. Zum einen betreffen sie das Wissen. Es ist klar, dass auch Bogenschützen ein Know-how haben müssen. Das betrifft sowohl das Equipment als auch die Schuss- und Zieltechnik. Auch muss klar sein, dass Einsteiger und Anfänger nicht alles wissen müssen, sondern nur das, was im Augenblick für sie interessant ist. Es ist beispielsweise für eine Einführung von Interessierten nicht notwendig, über Standhöhe, Nockpunkt oder Spine und dergleichen zu reden. Hier sollte man eventuell Wörter aus dem allgemeinen Sprachgebrauch verwenden. So ist der Nockpunkt einfach ein Metallring usw.
Die zweite Gruppe von Zielen sind Fertigkeiten. Und die sind beim Bogenschießen natürlich besonders wichtig. Ein richtiger Bewegungsablauf und die passende Zieltechnik sind eigentlich Grundvoraussetzung für gute und konstante Treffer.
Und die dritte Gruppe von Lernzielen betrifft Einstellungen. Auch solche sollen Bogenschützen im Laufe der Zeit entwickeln und ein Coach kann dazu viel beitragen. Zu diesen Einstellungen zählen beispielsweise: Sicherheit, Naturverbundenheit und Gemeinschaftserlebnisse.
Bogenschießen neu lernen
Prinzipiell gibt es zwei Zugänge. Zum einen gibt es Schützen, die etwas neu lernen wollen, zum anderen wollen sich Schützen verbessern und brauchen die Hilfe eines Coaches. Will man etwas neu lernen, sollten drei Schritte eingehalten werden:
Schritt 1: Anbieten von verständlichen Inhalten
Im Bogensport kann das auf unterschiedlichste Art geschehen. Es kann beispielsweise der Bewegungsablauf vorgezeigt werden. Das könnte aber auch in einem Buch stehen oder durch einen Vortrag oder ein Video vermittelt werden. Es gibt also viele Möglichkeiten, einen Inhalt zu vermitteln.
Natürlich muss das in geeigneter Form geschehen. Ein Anfänger wird wesentlich weniger Fachausdrücke brauchen, damit der Inhalt verständlich ist, als ein bereits etwas geübterer Schütze. Verständlichkeit steht also hier im Vordergrund. Ein Coach muss sich daher quasi in den Schützling hineinversetzen.
Schritt 2: Anbieten von Aufgabenstellungen zu den Inhalten
Hat man die Inhalte verständlich rübergebracht, muss das nun gefestigt werden. Dazu braucht es Übungen genau zu den vorher vermittelten Inhalten. Hat man beispielsweise jemandem erklärt, wie man ankert und löst, muss man sich als Coach nun Übungen einfallen lassen, die eben genau das erreichen, nämlich das Festigen dieser Fähigkeiten.
Schritt 3: Rückmeldung über die Verarbeitung der Aufgaben
Das Wichtigste in diesem einfachen Didaktikmodell ist aber dieser Schritt. Die Rückmeldung „richtig„ oder „falsch„ gemacht, ist zwar auch notwendig, wesentlich wichtiger ist aber die Analyse, warum jemand nicht in der Lage ist, etwas so umzusetzen wie vorgegeben. Und genau das kann kein Video oder sonst ein technisches Gerät, sondern nur ein Mensch. Dazu braucht der Coach Kompetenzen, um den Grund für die Fehlleistungen auch zu erkennen.
Vorgehensweise bei Fortgeschrittenen
Hat ein Schütze schon einige Erfahrung, wird er den Schussablauf im Wesentlichen kennen. Es gibt nicht mehr viel, was neu gelernt werden muss. Und hier sind dann ebenfalls diese drei Schritte einzuhalten. Allerdings mit dem Unterschied, dass Schritt 1 durch eine Schwächenanalyse ersetzt wird.
Schritt 1:
Schwächenanalyse
Schritt 2:
Anbieten von Aufgabenstellungen, um die Schwächen zu beseitigen
Schritt 3:
Rückmeldung über die Verarbeitung dieser Aufgaben
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